Editorial.
In diesem Jahr erhielten wir die Nachricht: Wismars Altstadt gehört zu den zehn Schönsten in ganz Deutschland.
So zumindest urteilt die Onlineausgabe der Rheinischen Post.
Das klingt nicht nach einem Ort, aus dem man flüchten möchte oder gar müsste. Und doch gehen immer wieder einige. Meist
aus wirtschaftlichen oder auch aus ganz privaten Gründen. Dabei geht es der Stadt und den Menschen, die in ihr wohnen,
vergleichsweise gut.
Waren Sie schon einmal auf der Flucht? Einige derer, die jetzt ganz neu in unser Städtchen kommen und kamen, waren es noch bis vor Kurzem.
Viele Kilometer über einen oftmals sehr langen Zeitraum und unter Bedingungen,
die kaum zu erahnen und ebenso schwer zu fassen sind, fanden sie den Weg zu uns. Vielleicht kommen sie aus Städten, die
einmal ähnlich schön waren, wie Wismar heute ist. Ihre Städte sind es heute nicht mehr. Die Flüchtlinge wurden empfangen
und das meist mit großer Freundlichkeit und mit herzlicher und offener Hilfsbereitschaft. Wie in vielen anderen Orten
sahen sich Schutzsuchende jedoch auch Anfeindungen ausgesetzt - sowohl Verbalen als auch Körperlichen - und gerieten
buchstäblich ZWISCHEN DIE FRONTEN.
Schön wird eine Stadt nicht nur durch das Sichtbare, sondern ebenso durch das Herz, den Mut und die Liebe, die sie gibt,
wenn es ernst wird. In vielen Momenten haben die Menschen Wismars all das gezeigt und damit nicht nur geholfen den
Flüchtlingen ein wenig Ruhe zu geben, sondern vielleicht auch dafür gesorgt, dass die Fronten nicht unüberwindbar sind.
Emmely Baumann