Editorial.
Sie wirken wie aus der Zeit gedreht – diese beiden Worte LUST und VERLUST. Gleichzeitig gehören sie in jede Zeit und in jeden Moment. Sich austauschend und jedem Ort zugehörig. Sie hinterlassen Bilder im Kopf. Mal sind sie verschwommen, mal auch ganz klar. Der Körper bleibt dabei – oft beinahe erbarmungslos – im Raum oder eben an jenem Ort, der die Verbindung herstellt und wird somit zu Kultur, zu Stadtkultur und steht meist in seiner eigenen Privatheit unsichtbar auf einem Sockel. Porös ist er, stürzt ein und baut sich an anderer Stelle wieder auf, ohne Zutun anderer und ist somit zugleich ein immer andauerndes Provisorium. Kaum zu fassen und meist für jeden einzelnen in seiner Undeutlichkeit ganz klar bis hin zu einer LUST am VERLUST. Worte, die kaum ein Synonym dulden. Beide wechseln sich ab und sind im stetigen Wandel, ebenso wie eine Stadt. So wie auch unsere Stadt.
Der Verlust an Baulichem und die Frage: War hier nicht früher ...? Sie werden die Frage vermutlich von sich selbst kennen. Und dann die Lust am Neuen, die oftmals erst den Verlust zutage trägt, ihn vielleicht sogar erfordert und immer die Erinnerung braucht. Ist das wirklich so?
Sehen wir uns ein bisschen um – in Wismar, in unserem Inneren und mal im nach außen Sichtbaren oder zumindest Wahrnehmbaren.
Beim Lesen wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und liebe Leser, eine gute Zeit.
Rüdiger Dorn